Wissen und Macht der forensischen Psychiatrie
Psychiatrische Gutachten bieten Wissen über Möglichkeiten, Kranke zu heilen und ihre Autonomie zu fördern, Rückfallrisiken zu mindern, und die Gesellschaft zu schützen. Ihr Einfluss auf historische Veränderungen zivil- und strafrechtlicher Zwangsmassnahmen zur fürsorgerischen Unterbringung ist jedoch bislang wenig erforscht.
Projektbeschrieb (abgeschlossenes Forschungsprojekt)
Wir haben die Praktiken bei der Erstellung psychiatrischer Gutachten bei zivilrechtlichen Massnahmen (Vormundschafts- und Beistandschaftsmassnahmen, administrative Versorgung, Freiheitsentzug zwecks fürsorgerischer Unterbringung) sowie strafrechtlichen Massnahmen (therapeutische Massnahmen) im Zeitraum zwischen den 1940-er Jahren und heute untersucht. Wie qualifizieren Gutachter Verhalten medizinisch und moralisch? Welche Behandlungsmethoden und Institutionen empfehlen sie? Inwiefern können sich die begutachteten Personen bezüglich der Massnahmen, die sie betreffen, Gehör verschaffen? Diese Fragestellungen hat das Projekt mittels einer Analyse von 600 Gutachten der Akten von Personen untersucht, bei denen mehrere Massnahmen gleichzeitig oder aufeinanderfolgend ergriffen wurden. Wir haben auf institutioneller, legislativer, politischer und kultureller Ebene drei verschiedene Kantone (VD, GE, VS) miteinander verglichen.
Resultate
Die Zusammenfassung der Ergebnisse zu diesem Projekt finden sich hier:
Originaltitel
Knowledge and power. The practices of forensic psychiatrists relating to compulsory social measures. A comparative study of the cantons of Vaud, Geneva and Valais (1940–the present).