Neues Video des NFP 76: Fremdplatzierungen von Minderjährigen in Grenzregionen
Die Forschenden um Sandro Cattacin an der Université de Genève untersuchten die Verhältnisse, die Mitte des 20. Jahrhunderts dazu geführt haben, dass die Behörden schweizerische und italienische Kinder in Grenzregionen fremdplatziert haben.
Zwischen 1940 und 1975 haben die Schweizer Behörden Kinder aus der Schweiz und Italien in Institutionen auf beiden Seiten der Grenze fremdplatziert. Minderjährige aus beiden Ländern wurden unabhängig von ihrer Herkunft zwangsweise in Heime und Pflegefamilien untergebracht. Ein Grund dafür waren beispielsweise fehlende Plätze in bestehenden Tessiner Instituten.
Das Forschungsprojekt von Sandro Cattacin hat die Prozesse und Dynamiken untersucht, die in dieser Zeit dazu geführt haben, dass die zwei Grenzkantone Wallis und Tessin diese fürsorgerischen Zwangsmassnahmen ergriffen haben. Im Projekt wurden auch ausländische Saisonnier-Kinder berücksichtigt. Dadurch konnte aufgezeigt werden, dass auch ausländische Kinder von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen betroffen waren.
Ausländische Minderjährige wurden oftmals mehrfach fremdplatziert. Konnten sich die fremdplatzierten Kinder nicht an den institutionellen Kontext oder an die Pflegefamilie anpassen, entschieden die Behörden oft, sie an einem anderen Ort unterzubringen, in der Hoffnung, dadurch bessere Ergebnisse zu erzielen.
Um exemplarisch Einblick in die Ergebnisse der Forschungsprojekte des NFP 76 zu geben, hat das NFP 76 mehrere Videos erstellt – darunter dieses zum Projekt von Sandro Cattacin und seinem Team. Die Ergebnisse des NFP 76 werden in drei thematischen Bänden vorgestellt – das Projekt zu den Fremdplatzierungen von Minderjährigen in Grenzregionen ist im Band 3 «Schicksale der Fremdplatzierung» zu finden. Die Bücher sind als gedruckte Ausgaben und als eBooks (Open Access) erhältlich.