Die Rolle forensischer medizinischer Begutachtung bei Fremdplatzierung
Bei zivil- und strafrechtlicher Rechtsprechung beeinflusst die forensische Begutachtung die Entscheidungsfindung bezüglich der psychiatrischen Zwangseinweisung von Personen, die für sich selber oder andere eine Gefahr darstellen. Woher stammt diese Macht des Gutachters und welche Faktoren trugen zur Entstehung der forensischen Psychiatrie in der Schweiz bei?
Projektbeschrieb (abgeschlossenes Forschungsprojekt)
Während der Aufklärung wurde eine Dynamik in Gang gesetzt, welche medizinisches und therapeutisches Wissen mit der Macht der Inhaftierungsanordnung verknüpft. Im untersuchten Zeitrahmen (1760–1910) kam es zu einer Zunahme der epistemologischen und sozialen Macht der forensischen Psychiatrie. Dies war auch die Zeit der Stärkung von Rechtsvorschriften, die individuelle Freiheiten garantieren und von Heimeinrichtungen, welche die alten Spitäler ersetzten. Das Projekt beleuchtet das Aufkommen von neuartigen Zwangsstrukturen für den Umgang mit "abweichendem" und "anormalem" Verhalten im liberalen Zeitalter. An den Beispielen Genf und Waadt vergleicht das Projekt zwei Kantone, die besonders früh mit Regulierungsdispositiven, Internierungen und Behandlungsmethoden aufgrund forensischer Psychiatriegutachten gearbeitet haben.
Resultate
Die Zusammenfassung der Ergebnisse zu diesem Projekt finden sich hier:
Originaltitel
The long-term role of forensic medical expertise in placements and detention: from the Enlightenment to the Swiss Civil Code, in Geneva and Vaud