Projekt zur «guten Familie» im Fokus von Schule, Fürsorge und Sozialpädagogik abgeschlossen

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Die Absicht, Kinder durch Fremdplatzierungen vor Vernachlässigung oder prekären Verhältnissen zu schützen, hatte für die Betroffenen weitreichende und negative Konsequenzen: den Kindern wurde das Recht auf ihre Familien genommen.

Das Forschungsteam der Pädagogischen Hochschule Bern untersuchte, wie in den Kantonen Bern und Tessin zwischen 1950 und 1980 Kinder fremdplatziert wurden: Aus welchen Gründen und unter welchen Bedingungen intervenierten Fürsorge und Schule in den Familien? Es zeigt sich, dass viele Akteur:innen, auch Lehrpersonen sowie fürsorgerisch tätige Personen, in Fremdplatzierungsprozesse involviert waren. Dabei fehlte oft die Kontrolle. Die behördlichen Prozesse wurden nicht evaluiert, ihre Wirkung nicht überprüft.

In den Behördenentscheiden lassen sich Muster erkennen, die auf Abwertung und Diskreditierung hinweisen: Die Normvorstellungen der Behörden orientierten sich an der «guten Familie», wenn sie eine Familie als «ungünstiges» oder «desolates» Milieu oder Eltern als «erziehungsuntauglich» bewerteten. Alleinerziehende Mütter waren am stärksten von abwertenden Bewertungen durch die Behörden betroffen.

Die Bedürfnisse der Kinder wurden nicht anerkannt, sie wurden nicht gefragt, oft nicht über die fürsorgerischen Massnahmen informiert und eine Beteiligung am Entscheidungsprozess war nicht vorgesehen: Kurz, die Rechte des Kindes wurden nicht gewahrt. Bisweilen wurde das Verhalten von Kindern – unangepasstes, störendes (in der Schule), auffallendes Verhalten – direkt mit dem «ungünstigen» und von der Norm abweichenden familiären Milieu erklärt. Auch die Rolle der Schule bei der Fremdplatzierung von Kindern war in der Vergangenheit bedeutend: Lehrpersonen waren oft die ersten, die auf «abweichende» Kinder und Jugendliche aufmerksam machten.

Der im Rahmen des Projekts entstandene ethnografische Dokumentarfilm «Und dann wurden wir weggenommen» beteiligt Betroffene an der Aufarbeitung und schafft Raum für deren Sichtweisen und Erinnerungen.